Interview: „Im wahrsten Sinne macht mich Tauchen tiefenentspannt.“

Jan 6, 2021 | Aktuelles, Presse

Bunte Fische, Korallenriffe und glasklares Wasser, auf dem bei 30 Grad Außentemperatur die Sonne glitzert. Wird es in diesem Winter nicht geben. Denn anstatt während den Weihnachtsfeiertagen auf den Malediven zu tauchen, weicht der ein oder andere Urlaubstaucher notgedrungen auf die heimischen Seen aus. Was gilt es bei Minusgraden zu beachten? Wir sprechen dazu mit Timo Vierow, der Spezialist für Taucher.

Redaktion: Herr Vierow. Wo wären Hobbytaucher, also auch Sie, um diese Jahreszeit üblicherweise anzutreffen?

Timo Vierow: Für mich ändert sich nicht viel, ich gehe gerne und das ganze Jahr über in Deutrschland Tauchen. Die Meisten, die Tauchen zum Hobby haben, gehen gerne ins Warme. Zu Sonne, Strand, Meer und bunten Fischen. Dieses Jahr sieht das etwas anders aus. Natürlich gibt es immer Leute, die auch gerne in Deutschland oder kälteren Gewässern tauchen. Durch die aktuelle Situation rüsten sich allerdings auch die, die sonst in die Wärme reisen.

Redaktion: Was sind die heimischen Alternativen in diesem Winter?

Timo Vierow: Öffentlichen Seen oder die Ostsee. Auch hier gibt es aktuell jedoch Einschränkungen. Hygieneregeln bestehen. Es wird dadurch schwierig, dass alle ins Wasser kommen. Diese Erfahrung haben wir schon zu kühlen Temperaturen im ersten Lockdown gemacht.

Redaktion: Sie hatten bereits die Hygieneregeln erwähnt. Welche Regeln gilt es zu beachten?

Timo Vierow: Die Hygieneregeln sind die, die wir inzwischen alle kennen. Wenn es sich um einen gewerblich betriebenen Tauchsport-See handelt, ist er als Freizeiteinrichtung anzusehen. Hier gibt es möglicherweise zusätzliche Sonderregelungen der Betreiber, um sich zusätzlich abzusichern. Am prägnantesten ist derzeit die Personenanzahl. Auch unter Wasser dürfen sich maximal zwei Haushalte treffen. Das haben die meisten Tauch-Spots zur Kontrolle auch entsprechend geregelt.

Redaktion: Mit welchen Herausforderungen und Risiken, wie beispielsweise den Temperaturen haben Taucher – vor allem – im Winter zu kämpfen?

Timo Vierow: Wenn man weiß, was man tut, ist Tauchen eine recht sichere Sportart. Ganz wichtig ist, sich nicht zu überschätzen. Das wird – abgesehen vom Spaß – auch während einer guten Ausbildung vermittelt. Die Ausrüstung muss intakt und auf regelmäßiger Basis gewartet sein. Außerdem sollten Taucher zur Sicherheit mindestens zu zweit tauchen und aufeinander eingestimmt sein.

Unter Wasser hat es schon jetzt Temperaturen von konstant vier Grad. Das ändert sich in gewissen Tiefen selbst im Sommer nicht.

Dafür benötigt man zwingend die richtige Ausrüstung. Wer friert verliert an Konzentration und Kraft. In heimischen Gewässern sind können neben den Temperaturen auch die Sichtweiten eine Herausforderung sein. Wer karibische Gewässer gewohnt ist, kann auf einmal nicht mehr 20 – 30 Meter weit sehen, sondern im schlechtesten Fall nur noch 50 Zentimeter. Dass kann wenn man es nicht gewohnt ist, schon zu einem gewissen Unbehagen führen.

Redaktion: Woraus besteht die richtige Tauchausrüstung für entsprechende Temperaturen? Wo liegt diese preislich?

Timo Vierow: Zunächst aus einem Tauchanzug. Lange Neoprenanzüge sind auch in warmen Gewässern sicherer. Wer unter Wasser mit Lebewesen – auch versehentlich – in Berührung kommt, entgeht damit eher einer Verletzung. Gutsitzende Tauchanzüge schützen so, dass kaum Wasser eindringt. Hier reden wir noch über 15 – 20 Grad.

Bei den aktuellen Temperaturen kommt bereits ein Halbtrockentauchanzug zum Einsatz. Aber auch diese sieht man bereits selten. Denn: Mit entsprechendem Anzug ist maximal ein Tauchgang von einer halbe Stunde möglich. Für diese Jahreszeit am geeignetsten sind Trockentauchanzüge mit angesetzten Füßen. Manschetten schließen zusätzlich wasserdicht am Hals und Händen ab. Eine Wärmeisolation entsteht durch entsprechende Unterbekleidung. Auch Heizanzüge sind eine Option.

Ein Hobby- oder Urlaubstaucher führt zudem eine zehn bis 15-Liter Flasche mit sich. Abhängig von Länge und Tiefe der Tauchgänge. In Deutschland (Kaltwasser) wird empfohlen, dass Taucher mit zwei getrennten Atemreglern tauchen. Im Moment schränkt Corona den Verleih dieser wohl auch etwas ein. Trotz Desinfektion wollen die wenigsten ein Risiko eingehen. Der fortgeschrittene Taucher hat oft Doppelgeräte, bis zu zweimal 20-Liter Flaschen auf dem Rücken. Auch Kreislaufgeräte (Rebreather)  also High-End fürs Hobbytauchen – sind ein möglicher Bestandteil der Ausrüstung.

Redaktion: Mit welchem Preisrahmen muss der Hobbytaucher rechnen?

Timo Vierow: Die Preisspanne ist hier unendlich weit. Bei einer Ausrüstung im Urlaub kommt der Hobbytaucher mit 1.000 bis 1.5000 Euro hin. Nach oben sind hier aber keine Grenzen gesetzt. Das selbe Equipment kann ich auch für 3.000 Euro kaufen. Die Frage ist, ob ich alles haben oder auch neu haben muss. Nur, weil eine Flasche zehn Jahre alt ist, ist sie nicht kaputt. Für heimische Gewässer muss für eine gute Ausrüstung mit etwa 2.500 bis 3.000 Euro aufwärts kalkuliert werden.

Redaktion: Wie sind Sie selbst zum Tauchen gekommen?

Timo Vierow: Ich war schon immer eine Wasserratte. Über Freunde bei der DLRG habe ich erste Taucherfahrung gesammelt. Einen Tauchschein hatten meine Eltern allerdings noch nicht erlaubt. Bei einem spontanen Ägyptenurlaub vor sieben Jahren habe ich ihn dann gemacht. Zurück in Deutschland bin ich direkt dem Tauchverein beigetreten.

Redaktion: Haben Sie seither selbst schon einmal eine riskante Situation beim Tauchen erlebt?

Timo Vierow: Riskant, nein! Bisher konnte die Situation immer vorher geklärt werden. Da wir nun mal nicht dafür geschaffen sind, unter Wasser zu sein, kann es schon mal zu „mulmigen“ Situationen kommen.

Das jemand ein unbehagliches Gefühl, hatte, habe ich mehrfach miterlebt.

Auch ich selbst habe das zu Anfang erfahren. Meine damalige Begleitung war plötzlich abgetaucht. Es ist allerdings alles gut gegangen.

In der Ausbildung lernt man, wie man damit umgeht und was man machen kann. Gerade zu Anfang bin ich mit deutlich erfahreneren Personen tauchen gegangen, um Sicherheit zu haben. Allerdings mit der Bitte, dass ich gerne alles selbstständig machen möchte und die Begleitung als Backup fungiert und eingreifen kann. So habe ich selbst schnell Fortschritte gemacht. Um das zurückzugeben, bin ich inzwischen selbst gerne Begleitperson für unerfahrene Taucher.

Redaktion: Warum ist Tauchen das schönste Hobby, dass Sie sich vorstellen können?

Timo Vierow: Im wahrsten Sinne bin ich durch den schwerelosen Zustand beim Tauchen tiefenentspannt. Auch die Geschichte und Szenerien, die man beim Tauchen erlebt, sind faszinieren. Beispielsweise Schiffwracks oder alte Bergwerke. Und nicht zuletzt ist es natürlich die bunte Unterwasserwelt, die mich begeistert.